Erfahrungsberichte
Die Berichte von ehemaligen Teilnehmern
Meine unvergesslichen Erlebnisse im Rotary – Austausch
Ungefilterte Berichte von ehemaligen Teilnehmern
Hier findest du Berichte von Jugendlichen, die bereits an Austauschprogrammen von Rotary teilgenommen haben. Lies nach, welche unvergesslichen Erfahrungen sie sammeln konnten und lass dich von ihren Erlebnissen inspirieren.
Zusätzlich zu den hier aufgelisteten Erfahrungsberichten kannst du über die Rotary-Clubs direkt mit den Austauschschüler:innen sprechen. Dafür informierst du dich am besten bei deinem zuständigen Rotary-Club oder schaust unter dem Punkt »Aktuelles« nach der passenden Veranstaltung.
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Länderberichte Rotex 1840 e.V.
Bilder von Maja
Sommercamp in Kalabrien
Maja
Hallo,
mein Name ist Maja und ich bin 17 Jahre alt. Dieses Jahr nahm ich durch Rotary zum ersten Mal an einem Sommer Camp in Italien teil, worüber ich im Folgenden gerne berichten möchte.
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Mein Sommer Camp fand in Kalabrien, der südlichsten Region des italienischen Festlands, statt und dauerte 10 Tage. Als ich erfahren habe, dass ich angenommen wurde, habe ich mich riesig gefreut und direkt begonnen meine Reise dorthin zu planen.
Somit bin ich also Mitte Juli 2023 in Lamezia Terme gelandet und direkt sehr lieb in Empfang genommen worden. Im Laufe des Tages sind auch die anderen Campteilnehmerinnen und -Teilnehmer (5 Mädchen & 5 Jungs) aus aller Welt angekommen.
In meinem Camp sind wir jeden Tag an einem anderen Ort in Kalabrien gewesen und somit auch bei verschiedenen Rotary Clubs. Alles war perfekt geregelt und wir wussten schon im Vorhinein, wie der Tag geplant war.
Meistens lief ein Tag so ab, dass wir morgens in unser Unterkunft erstmal gefrühstückt haben. In Italien natürlich Cappuccino und Croissant! Danach haben wir uns alle wieder getroffen und Sehenswürdigkeiten, Museen oder den Strand besucht. Mittags haben wir etwas gegessen und danach nochmal etwas unternommen, wie zum Beispiel eine Wanderung, Paintball spielen, Eis essen….
Gegen Abend sind wir mit unseren Gastfamilien nach Hause gefahren, um uns dort einmal auszuruhen, umzuziehen und frisch zu machen. Meistens waren wir zu zweit oder dritt in Gastfamilien untergebracht aber teilweise haben wir auch in Hotels übernachtet. Die Gastfamilien, welche meistens auch Rotary Familien waren, waren sehr gastfreundlich und haben sich gut um uns gekümmert. Ich (aber auch die anderen) fand es immer sehr interessant jeden Tag eine neue Familie kennen zu lernen und bin der Meinung, dass man dadurch trotz der kurzen Zeit sehr leicht in die Kultur mit eintaucht. Die Abende ware n ein Highlight, denn wir haben uns alle nochmal getroffen, entweder in einem Restaurant oder bei einer Gastfamilie zuhause und zusammen gegessen. Pizza, Pasta, Gelato! Die Stimmung war immer fröhlich und es wurde viel getanzt und gelacht. Wir haben die Städte bei Nacht kennen gelernt, gezeigt bekommen wie man Nudeln selber macht und auch eine Strandparty wurde zum Abschied veranstaltet!
Insgesamt waren wir Campteilnehmer( innen) also fast den ganzen Tag zusammen und nur kurz bei den Gastfamilien voneinander getrennt. Wir haben uns als Gruppe sehr gut verstanden und waren doch etwas traurig, als wir uns verabschieden mussten. Aber es ist kein Abschied für immer, denn wir sind auch jetzt noch alle in Kontakt und es ist super, in so vielen verschiedenen Ländern jemanden besuchen zu können!
Bilder von Charly
Einzel-NGSE in Australien
Charly
A u s t r a l i e n – für viele Mediziner ein Wort mit fast schon magischer Anziehungskraft! Seit Jahren, insbesondere vor der Covid19-Pandemie, galt Australien als ultimatives Ziel für Auslandsaufenthalte im Studium. Für mich bestand die Motivation darin, ein Praktikum in einem englischsprachigen Land zu absolvieren, dessen medizinische Versorgung sich auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland befindet. Gleichzeitig wollte ich ein Land wählen, dass ein anders strukturiertes Gesundheitssystem, andere Patient:innen und andere Krankheitsbilder hat.
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Anfangs stellte sich dieses Unterfangen als schwierig heraus, da die australischen Kliniken und Universitäten sehr restriktiv mit internationalen Medizinstudierenden umgehen. Obwohl ich mich im letzten Studienjahr befinde und bereits viel Vorwissen und Vorerfahrung mitbringe, erschwerte die australische und deutsche Bürokratie den Bewerbungsprozess immens. Doch mit Hilfe des rotarischen „New Generations Service Exchange“-Programms (NGSE) lernte ich Dr. Ben Slater kennen. Er stellte für mich einen Kontakt zum Department of Anaesthesiology des St. Vincent’s Hospitals in Melbourne her. Nachdem ich meine Bewerbung beim dortigen Chefarzt einreichte, dauerte es nur wenige Tage, bis ich eine Zusage erhielt und gemeinsam mit meinem Host Club, dem Rotary Club Central Melbourne, die Details des Austauschs organisieren konnte.
Dank des Rotary Club Central Melbourne und den drei Gastfamilien, die mich abwechselnd bei sich unterbrachten, konnte ich zwei unvergessliche Monate in Australien erleben. Ich hatte die großartige Chance, einen Monat in der Anästhesie-Abteilung mitzuarbeiten und verband dies mit einem Monat privatem Reisen. Für mich im Vordergrund standen die unfassbar freundlichen, offenen Menschen in Australien. Die Erfahrung, wie großartig ich von den Gastfamilien aber auch von meinen Kolleg:innen, den Patient:innen und allen anderen Menschen, denen ich begegnet bin, aufgenommen wurde, werde ich nie vergessen. Darüber hinaus durfte ich mein Wissen und meine praktische Fähigkeiten im Bereich Anästhesie vertiefen und in der Freizeit ein wunderschönes Land erkunden.
Besondere Highlights, die mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben werden, sind: der Roadtrip zur Great Ocean Road mit Robyn und Alan, der vierte Geburtstag der kleinen Addie, nach dem Dienst abends mit Pippa und Roger spazieren gehen, diverse Barabende mit dem Anästhesie-Team des STV-Hospitals, deutsche Gerichte kochen mit meinen Gastfamilien, gemeinsam durch den Busch zu wandern und vieles mehr… um nur ein paar der unzähligen Höhepunkte zu nennen.
Während der Arbeitszeiten wurde ich als fester Teil des Teams betrachtet und durfte nicht nur zusehen und lernen, sondern auch viele Aufgaben eigenständig ausführen. Durch meinen Mentor Ben konnte ich von diesem Praktikum mehr profitieren als von jeglichen Praktika zuvor, denn Ben nahm sich die Zeit, einen abwechslungsreichen Dienstplan mit einem ansteigenden Grad an Schwierigkeit der Fälle zu organisieren. So wurde sichergestellt, dass ich maximal viel lernen kann., und am Ende des Praktikums konnte ich eine gesamte Narkose von Einschlafen bis Aufwachen des Patienten selbstständig durchführen.
In der Freizeit stellten meine drei Gastfamilien sicher, dass ich mich jederzeit wohl und willkommen fühlte. An den Wochenenden gaben sie sich unglaublich viel Mühe, mir so viel wie möglich von ihrer Heimat zu zeigen. Sie unternahmen spannende Ausflüge mit mir. Aber auch ihren Alltag brachten sie mir näher, indem sie mich zu den wöchentlichen Rotary-Treffen mitnahmen und mich bei den Sozialaktionen des Clubs miteinplanten. So lernte ich auch Rotary am anderen Ende der Welt kennen. Es war spannend zu sehen, welche Art von Fundraising und sozialen Projekten ihr Club ausführte. So konnte ich glücklicherweise das einmal jährlich stattfindende Paul Harris Fellow Breakfast besuchen, aber auch an zwei Wochenenden bei ihrer größten Sozialaktion, dem Garden Designfest, mithelfen. Darüber hinaus wurde ich eingeladen, meinen Heimatclub, den Rotaract Club München-Mitte, und meinen Sponsoring Club, den Rotary Club München-Bavaria, vorzustellen.
Diese Chance gefiel mir besonders gut. Nachdem wir einen Kontakt zwischen den beiden Clubs hergestellt hatten, haben wir auch über meinen Austausch hinaus zusammengearbeitet. Ich freue mich, dass der RC Central Melbourne zum Beispiel nach meiner Heimreise ein Fundraisingprojekt in Melbourne zugunsten des Ukraine-Projekts des RC München-Bavaria ausgerichtet hat. So konnte im Endeffekt nicht nur ich – beruflich sowie privat – von diesem Austausch profitieren. Stattdessen bewies die rotarische Freundschaft erneut, wie weit wir gemeinsam kommen, wenn Rotary und Rotaract Clubs aus aller Welt zusammenarbeiten. Ich freue mich schon jetzt darauf, gemeinsam weiterzumachen, und hoffe, meine Gastfamilien und australischen Freund:innen bald wiederzusehen.
Bilder von Inga Marie
Auslandsjahr 2018/19 Argentinien
Inga Marie
Mein Auslandsjahr in Argentinien ist jetzt schon seit ein paar Wochen wieder vorbei – und vor so ziemlich genau einem Jahr hat alles angefangen. Ich kann mich noch genau erinnern, wie aufgeregt ich war und welche Ängste ich vor dem bevorstehenden Auslandsjahr gehabt habe. Jetzt kann ich glücklicherweise sagen, dass auch wenn manche Ängste sich bewahrheitet haben das Jahr ein voller Erfolg war und ich aus jeder Situation etwas mitgenommen habe und so ziemlich jede Situation meistern konnte.
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Dabei halfen mir vor allem meine Freunde die ich im Auslandsjahr kennen gelernt habe.
Freunde wurden dabei schon fast zur Familie, gerade die anderen Austauschschüler da diese natürlich in genau der gleichen Situation waren und einen direkt verstanden. Von der ersten Begegnung an waren wir Austauschschüler direkt befreundet und am Ende sind wir wie eine Familie zusammen gewachsen. Natürlich halfen mir bei dem Auslandsjahr auch meine Freunde aus Argentinien wovon ich jetzt auch einige habe jedoch war es natürlich viel schwieriger mit denen sei es wegen der Kommunikation oder der Kultur Unterschiede. Am Ende waren diese Probleme aber verschwunden und ich kann sagen, dass ich ganz viele Freundschaften mit einheimischen schließen konnte und diese auch noch immer bestehen. Es war zwar nicht immer einfach da auch Argentinier ihre Eigenheiten haben wie wir auch und daran muss man sich auch erst einmal gewöhnen. Gerade am Anfang habe ich vieles nicht verstanden was die Kultur und das Verhalten anging aber nach und nach wurde es einfacher und am Ende war es völlig normal für mich. Am Ende habe ich mich wahrscheinlich wirklich genau so temperamentvoll und laut mit meinen Freunden unterhalten wie die Argentinier selbst und auch die Küsschen zur Begrüßung wurden zur Normalität.
Zur Kultur kann ich nur sagen man muss sich definitiv komplett umstellen und ihr offen gegenüber sein was nicht immer leicht ist.
Argentinien ist nicht nur weit weg was die Entfernung betrifft sondern auch was die Kultur betrifft! Als ich aus dem Flughafen raus kam fing es an, das neue Leben. Die Menschen sind temperamentvoller, definitiv… . Wenn etwas schlecht ist es für die Argentinier mehr als tragisch aber wenn etwas gut ist, ist es immer der Hammer und je nachdem wird die Emotion extrem nach außen hin gezeigt. Es wird sich immer extrem laut unterhalten und oft auch durcheinander geredet. Das macht es für Austauschschüler nicht unbedingt leichter. An den Tagesablauf muss man sich auch erst gewöhnen und auch an die Zeiten wo gegessen wird.
Morgens ging es ohne Frühstück zur Schule es gab maximal Kekse und Kaffe, danach da ich leider lange Schule hatte was normalerweise nicht der Fall ist in Argentinien musste ich in der Schule essen. Dort habe ich je nach Familie Essen mit bekommen oder habe mir dort etwas gekauft aber letzten Endes lief es egal wie auf Empanadas (gefüllte Teigtaschen) oder Tartas (deftige Kuchen) hinaus. Dazwischen hatte natürlich jeder Hunger weil ja nicht gefrühstückt wurde… also wurde fast immer etwas als snack gekauft. Meistens Kekse. Die wurden dann sogar im Unterricht gegessen was ich auch echt komisch fand. Der Unterricht generell ist ganz anders als in Deutschland. Man lernt die Deutsche Schule echt zu schätzen. Man hebt zum Beispiel im Unterricht nicht die Hände sondern ruft einfach rein oder ist einfach permanent mit anderen Dingen beschäftigt. Nach der Schule war dann Siesta also es wurde Mittagsruhe gehalten. Um18.00 Uhr gab es dann facturas also kleine Teilchen vom Bäcker und abends um 22 Uhr wurde oft erst gegessen. Am Wochenende wurde dann nach dem Essen in den Club gegangen und manchmal bis 6 Uhr morgens gefeiert. Ein Echtes Party Volk die Argentinier. Party wird da echt groß geschrieben. Die jüngeren gehen auf die wie eine Hochzeit gefeierten fünfzehnten Geburtstage und die älteren wie ich es bin gehen in die Clubs.
Das Leben wird in Argentinien eben nicht ganz so ernst genommen, es wird genossen was für ein Auslandsjahr meiner Meinung nach perfekt ist da ich so viel mehr Zeit für Freunde und Freizeit Aktivitäten hatte und mich nicht wirklich auf die Schule konzentrieren musste.
So habe ich auch die Sprache gelernt. Ich habe viel mit Freunden und Familien geübt zu sprechen. Am Anfang war es sehr schwer da ich mich nicht verständigen konnte. Das war auch ein Grund dafür, dass ich mich so angestrengt habe die Sprache gut zu lernen einfach um richtig leben zu können. In Argentinien sprechen nämlich nicht so viele Menschen Englisch. Außer in Buenos Aires gibt es in den anderen Städten auch nicht viel. Zum Beispiel keine Internationalen Läden oder Restaurant Ketten. Das hat mir auch echt gefehlt. Manchmal wusste man einfach nicht was man mit Freunden machen soll außer essen oder trinken zu gehen. Sonntags war jedoch immer Familien Tag zumindest bei mir und es gab Mate (Tee der immer wieder mit heißem Wasser aufgegossen wird) und Asado (Fleisch mit noch mehr gegrilltem Fleisch). Das war immer ein guter Tag um sich mit der Familie aus zu tauschen allerdings ging mir das ganze Fleisch irgendwann auf die Nerven. Das ist vielleicht auch ein Grund warum ich mittlerweile seit mehreren Monaten vegetarisch lebe. Doch als Vegetarier nach Argentinien zu gehen würde ich nicht empfehlen. Auch für eine Diät ist Argentinien nicht geeignet, dass musste ich selber auch feststellen.
Auch wenn das Auslandsjahr nicht immer einfach war und es seine Höhen und Tiefen hatte bin ich froh diesen Schritt gegangen zu sein. Das Jahr bedeutet mir so viel! Ich habe ein neues Land aus direkter Nähe kennen lernen können.
Bilder von Liv
Auslandsjahr 2019/20 Argentinien
Liv
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Doch ich war mir sicher, ich will meinem Traum nachgehen und mir beweisen das ich das kann. Allein, 15 Jahre jung, in ein fremdes Land und somit in ein Abenteuer, was mein Leben verändern wird und damit möchte ich jetzt nicht übertreiben.
So war es also ein JA und es ging los mit den ganzen Vorbereitungen und Entscheidungen. Eine kurze Voranmeldung und viele Umentscheidungen was meine Auswahl meiner Wunsch-Gastländer anging. Dann aber lud uns Rotary zum ersten Outbound-Seminar ein. Da saß ich dann mit circa 50 anderen Jugendlichen und Eltern vor einer ausgebreiteten Landkarte voll mit Gastländern, die uns alle aufnehmen wollen. Dieses Treffen half mir mich letztendlich zu Entscheiden und keine drei Wochen später stand es fest… Argentinien, mein Gastland.
Ich war außer mir vor Freude und informierte all meine Freunde und Familie. Und als dann ein paar Monate später eine WhatsApp-Nachricht mein Handy erreichte mit den Worten „Hello Liv and Family. I am Germán Romero, President, Counselor and host family of the Rotary Club Totoras.“, schrie ich durchs ganze Haus vor Freude aber dieses Mal auch vor Aufregung.
So ging es also auf die letzten Meter zu. Es gab viel zu organisieren in den letzten Monaten und ich bekam schon Follower-Anfragen bei Instagram von Personen aus meiner Gaststadt zugeschickt. Das alles brachte mich auch ziemlich zum nervös werden aber am 23. August 2019 war es dann so weit. Um 20:55 Uhr ging mein Flug mit mir und gut 15 anderen Austauschschülern. Ich ließ mein normales Leben hinter mir, um ein neues zu beginnen.
Nach fast 35 Stunden Reise kam ich endlich in Rosario an. Dort stand sie, meine vier-köpfige Gastfamilie, die ich vorher nur von Bildern kannte und nun zu einer fünf-köpfigen Familie machen sollte. Ein komisches Gefühl aber zugleich auch ein wunderschönes, weil sie alle mit einem breiten Grinsen und großen Augen zu mir sahen als ich aus der Gepäckabgabe kam und mit offenen Armen sowie Küsschen rechts und Küsschen links willkommen hießen. Von dort aus fuhren wir nach Totoras, meiner Gaststadt oder wohl eher gesagt meinem Gastdörfchen.
Angekommen begrüßte mich auch schon meine 3. Gastfamilie mit Essen und Plakaten. Da wusste ich schon ich fühle mich wohl und am Abend im Bett wurde mir dann wirklich klar das mein Auslandsjahr begonnen hat. Es war nicht mehr nur noch eine Idee, ein Traum oder eine Vorstellung, es war die Wirklichkeit. Endlich!
„¡Eu, alemana!“
In den ersten Wochen war dann erst mal Einfindungszeit. Zunächst lernte ich meine Familie und das Haus näher kennen, mein Rotary Club in Totoras stelle sich mir vor und wir tauschten natürlich die Wimpel aus. Alle kümmerten sich herzlich um mich und zeigten auch Geduld, wenn ich mich mal nicht Ausdrücken konnte. Zum Glück konnte mein Gastbruder englisch sprechen und eine meiner Counselerinnen auch. Dann kamen schon Schulfreunde dazu. Natürlich wurden alle mit einem angedeuteten Küsschen begrüßt. Ob Freunde, Eltern, autoritär Personen oder Leute, die du gerade erst durch deine Freunde kennen lernst. Ich hatte das Glück einen Gastbruder ihn meinem Alter zu haben. Dadurch konnte ich mich sehr schnell in meine Schulklasse sowie eine Freundesgruppe einfinden. Nach zwei Tagen ging ich auch schon in die Schule. Es war eine kleine katholische Schule. Jeden Morgen kamen alle Schüler der primero bis zur quinto (, was so wäre wie alle Klassen der 8. Bis zur 12. Klasse) nach draußen auf den Schulhof, um zu beten und die argentinische Flagge zu hissen, was ich super fand. Nur dieses Mal war ich auch ein Teil dieses Rituals und die Direktorin stellte mich vor all diesen Schülern vor, was mir wiederum die Nervosität ansteigen hat lassen. Es war ein komisches Gefühl. Viele Augenpaare waren nur auf mich gerichtet und ich wusste nicht einmal, wie ich mich am besten hinstellen sollte oder wohin mit meinen Augen. Zu alle dem habe ich zu dem Zeitpunkt fast gar nichts verstanden. Also stand ich da mit einem Grinsen und habe ständig nervös in mein Haar gefasst, um sicher zu gehen das alles richtig lag. Als ich das dann überstanden habe und wir in die Klasse gingen wurde ich direkt von ein paar Mädchen in Obhut genommen, was mir ganz recht war und eine riesengroße Erleichterung. Das war zudem auch der Tag, an dem ich mein erstes neues Wort auf Spanisch gelernt habe, „extrañar“, was „vermissen“ auf Deutsch bedeutet. Alle fragten mich ob ich nicht meine Familie oder Freunde in Deutschland vermissen würde, aber ich setzte nur ein Lächeln auf und sagte „Nein.“. Klar es war schwierig sich an die Uhrzeiten, das Klima, der neuen Menschen, dem ständigen Geplapper (in meinem Fall) auf Spanisch oder ihren Gewohnheiten anzupassen doch mit der Zeit gefiel mir es nicht nur, ich liebte es. Alle waren so herzlich und offen. Versuchten mit mir in ein Gespräch zu kommen aber verstanden es dann auch wenn ich halbschlafend um 22:30 Uhr am Abend am Essenstisch saß. Es war nämlich echt anstrengend so viele neue Eindrücke zu verarbeiten, was einem aber erst abends auffällt, bis man kaputt ins Bett fällt.
Ich genoss die Aufmerksamkeit in meiner Schule, bei meinen Freunden und in der Familie. Sogar auf den Straßen wurde ich wiedererkannt und bekam schnell den Spitznamen „alemana“ („deutsche“) oder auch „Alemania“ („Deutschland“) und riefen (, wie im Titel geschrieben) nach mir. Sie fragten mich wie meine Familie aussieht, in welcher Stadt ich wohne, ob es Schafe in Deutschland gibt, wie es mir hier gefällt, ob ich was auf Deutsch sagen könnte, wie die Musik dort ist oder manchmal machte ich auch den Englischunterricht meiner Klasse.
Außerdem verbrachte ich viel Zeit damit denen beizubringen, wie man meinen vollen Namen richtig ausspricht. Dennoch endete jedes Gespräch immer damit das sie sagten sie würden sich es nie trauen in ein so fremdes Land, ohne Familie, für eine so lange Zeit zu gehen. Da erklärte ich ihnen immer das es am Anfang so viele neue Sachen gibt das du an dein Leben zuhause gar nicht denken kannst und wenn der Zeitpunkt eintreffen sollte das es nichts mehr neues gibt, ( was ich bezweifle,) hast du schon ein ganz neues Leben mit Familie, Freunden, Freizeitaktivitäten aufgebaut.
Meine Argentinienroutine
Ich würde sagen so richtig eingewöhnt habe ich mich nach 3 Monaten. Ich war schon vertraut mit meiner Familie, habe gekocht, eine Morgen- und Abendroutine zur Schulzeit gehabt, an Wochenenden mich immer mit meinen Freunden getroffen, habe auch neue Gruppen gefunden und konnte mich endlich, ohne mich zu verlieren in der Stadt allein auf meinem Fahrrad orientieren. Zudem wurde mein Spanisch immer besser und ich konnte schon richtige Konversationen führen ohne dass sie probierten sich auf Englisch mit mir zu unterhalten. Und wenn es mal passierte antwortete ich selbstverständlich auf Spanisch, es war einer meiner größten Erfolgserlebnisse in dem Jahr. Dabei habe ich gemerkt man sollte es einfach probieren und einfach drauf los reden, wenn man was zu sagen hat. Irgendwie verstehen die einen immer. Und sollte mal ein Fehler aufkommen ist es immer noch das normalste der Welt denn man lernt nicht mal eben so eine komplett neue Sprache in ein paar Wochen. Darüber musste ich mir auch erstmal klar werden, denn wenn alle um dich herum perfektes spanisch sprechen willst du dem natürlich gerecht werden. Kann auch sein das es mein Ehrgeiz war, der mich hat, so denken lassen, aber es hat geholfen. Nun durch den 2-mal wöchentlichen Spanischunterricht, zu dem ich allein hingegangen bin, kann ich sogar die Grammatik so gut wie immer richtig anwenden. Bis heute bin ich noch mit meiner Spanischlehrrerin in Kontakt, um die letzten Feinheiten zu verbessern.
Also sah meine Woche ungefähr so aus: morgens um 6:30 Uhr aufstehen, 7:20 Uhr Schulbeginn, 13:15 Uhr Schulschluss, essen, mit dem Fahrrad Freunde treffen oder Zeit mit meiner Gastfamilie verbringen, Hockey oder Volleyball spielen, nach Hause kommen, Abendessen und so gegen 23:00 Uhr ins Bett fallen. Am Wochenende wurde natürlich ausgeschlafen und abends nach dem Essen sind wir häufig zum „Boulevard“ gegangen, einen Park, der sich komplett um die Stadt erzieht, wo man sich immer mit seinen Freunden hinsetzen konnte und auch auf andere gestoßen ist. Dies war so ziemlich einer der coolsten Sachen in meiner Gaststadt. Oder man wurde zu den berüchtigten 15. Geburtstage der Mädchen eingeladen, um zu feiern.
Ich war super froh und dankbar darüber so viele Freiheiten zu haben. Vor allem gab es auch immer was zu tun mit Freunden, Sport, Unterricht, Familie etc., was mich echt in das Leben dort eingesogen hat und mich gar nicht mehr an zu Hause hat denken lassen. Ich hatte mir mein eigenes Leben mit neuer Umgebung, Kultur, Freunden, Familien und Freizeitaktivitäten aufgebaut.
Zu alle dem hat mein Distrikt 4945 mich beziehungsweise alle Inbounds meines Distrikts in Argentinien gebeten eine soziale Arbeit zu absolvieren. Das beste Projekt würde am Ende auch ausgewählt werden, um am letzten Seminar mit den neuen Outbounds und allen wichtigen Beteiligten des Austauschprogramms vorgestellt zu werden. So habe ich jeden Monat typisch deutsche Kuchen gebacken und die Mithilfe meine Mitschülerinnen in der Schule verkauft. Danach baten mich dann auch Eltern oder Mitglieder meines Rotary Clubs auf Bestellung einen Kuchen für sie zu backen. Mit dem Gewinn (umgerechnet ca. 120€) konnte mein Rotary Club für das jährliche Kinderfest im August ein Fahrrad verschenken. Somit hat der Distrikt sogar mein Projekt ausgewählt aber aufgrund der Quarantäne kam es zu keinem Seminar, wo ich es hätte vorstellen können.
Viva Argentina
Einer der Gründe, warum ich Argentinien gewählt habe, war die Varietät der Landschaft. Im Süden ist es kalt, es gibt einen Gletscher, viele Berge, Pinguine und Wälder. Im Norden hingegen ist es warm, es gibt eine Salzwüste, es ist so gut wie überall flach, dort leben Alpakas und Kakteen. In meiner Provinz, Santa Fe war die Landschaft meistens flach und es wurde viel für die Industrie oder Landwirtschaft benutzt. So war es üblich für Familien ein Stück Land zu haben und zum Beispiel Raps oder Soja anzubauen. Außerdem war die Region auch für die Milchproduktion und Weiterproduktion bekannt. Mein 1. Gastvater war der Arzt von insgesamt 10.000 Kühen einer Firma. Zudem gab es jährlich ein Fest der Milch („Fiesta de la leche“) in meiner Gaststadt wohin Leute aus ganz Argentinien kommen.
Argentinien ist ein Land mit vielen verschiedenen Kulturen in einem verschmolzen. Während der großen Besiedlung von Europäern schon ab dem 16. Jahrhundert verschlug es Menschen aus Italien, Spanien, England, Deutschland, Frankreich und aus mehr Ländern nach Argentinien. Aufgrund dessen bildeten sich Kolonien so das zum Beispiel in Córdoba (im Inland des Nordens des Landes) eine deutsche Kolonie sitzt, die auch jährlich das Oktoberfest feiern. Trotz der ganzen Einwirkung aus dem Ausland haben sie immer noch eine ganz eigene Kultur und Eigenschaften. Das Asado, wodurch die ganze Familie schon am Sonntagnachmittag zusammenkommt, um am Abend zusammen zu essen. Die dulce de leche, worauf die Argentinier sehr stolz sind und täglich für deren „Merienda“ (das argentinische Kaffee und Kuchen) auf Brot, Kuchen, Oreos, Früchten usw. nutzen. Der Mate, der Freunde, Familie aber auch Unbekannte zusammenführen lässt, um den Nachmittag zusammen zu verbringen. Die Gauchos, auf den „Campos“, die auf den Feldern nach dem rechten gucken. All das macht Argentinien meiner Meinung nach einzigartig und zu einem offenen und herzlichen Land.
Gesprochen wird in Spanisch doch aufgrund der Größe Argentiniens gibt es viele verschiedene Akzente und Arten zu sprechen das man eigene Landsmänner/-frauen sogar gar nicht verstehen würde. Zudem haben sie viele Wörter aus dem italienischen übernommen und eigene mit der Zeit entwickelt oder entwickeln immer noch welche die man in Spanien gar nicht nutzt. In meinem Teil zum Beispiel wurden die „y“ und die „ll“ wie ein „sch“ ausgesprochen und nicht wie im europäischen Spanisch wie ein „j“. Diesen Akzent kannte ich anfangs gar nicht wodurch ich die ersten zwei Wochen nichts verstanden habe, bis es mir jemand zum Glück erklärt hat. Das Ganze war mir ein bisschen peinlich da ich zuvor noch erzählt hatte das ich 8 Monate spanisch Unterricht in Deutschland hatte, aber naja so lernt man.
Ich weiß Musik wurde gar nicht wirklich angefragt in diesem Bericht, aber wenn man über Argentinien spricht darf diese Art von Kultur nicht fehlen. Von klassischem und emotionsvollem Tango, den man auf der ganzen Welt aus Argentinien kennt, bis zum Partykracher jeder argentinischen Party haben sie alles zu bieten. So gibt es des Weiteren Cumbia, Rock, Reaggeton, Trap, Pop, Remixes und vieles mehr. Zudem hat jede Richtung auch ihre eigene Art dazu zu tanzen. So haben mir meine Freunde direkt in der ersten Woche gezeigt, wie man zu Cumbia tanzt und in den Sommerferien habe ich ein Paar Tanzunterrichtstunden genommen, um Tango zu lernen. Mit der Zeit kamen all die anderen Richtungen auch dazu.
Mein neues Ich
Zu den schönsten Momenten meines Austauschs zählten auf jeden Fall all die Reisen, die ich mit meinen Familien und Rotary gemacht habe. So lernte ich nicht nur die Küste Argentiniens mit dem eiskalten Wasser wie an der Nordsee kennen oder Cordoba während des Oktoberfests, sondern auch Buenos Aires sowie den kompletten Süden auf einer Tour mit Rotary.
Diese Erfahrung, Momente, neue Freundschaften verteilt auf der ganzen Welt werde ich nie vergessen. Es war eigentlich echt schwer vorstellbar das sich so viele Jugendliche aus all den verschiedenen Ländern verstehen würden aber abschließend wurden wir eine Familie und man wollte gar nicht das diese Reise je enden soll.
Abgesehen von den Reisen waren auch viele zunächst unbedeutende Momente einer meiner schönsten. In eine WhatsApp-Gruppe hinzugefügt werden, eine normale Konversation führen zu können, wissen um wen es sich handelt während die Freundinnen quatschen, eine innige Umarmung deiner Gastfamilie oder Freunden und vieles mehr bleibt bis heute und wird immer in meinem Kopf bleiben.
Nun zurückschauend auf ein Jahr voller neuer Erfahrungen, Erkenntnisse, Reisen und Personen, die mir wirklich in so einer kurzen Zeit ans Herz gewachsen sind, konnte ich nicht nur sie, sondern auch mich besser kennenlernen.
Immer zu allem „Ja!“ sagen, reflektierend bin ich mir dadurch sicher nichts verpasst zu haben und habe somit alles mitgenommen was nur ging. Dabei sollten die nächsten Austauschschüler auch wissen, dass die Einheimischen nicht immer zu einem kommen oder so viel Interesse wie am Anfang zeigen werden. Dort muss man dann auch Eigeninitiative beweisen und sie anschreiben und ansprechen wie deren Leben so ist beziehungsweise aussieht, Fragen über das Gastland stellen oder ob sie mal Lust haben was zu unternehmen, sie in dein Haus einladen. Am Anfang kann es schwer sein oder es fühlt sich so an als würde man nerven aber im Gegenteil, die meisten meiner Freunde waren zwar überrascht als ich sie anschrieb, aber es wurde immer zu einem super Nachmittag und nebenbei baut man eine feste Freundschaft auf, die ein Leben lang halten kann. Selbst wenn man nicht täglich in Kontakt bleibt. Man weiß immer man hat dort einen echt guten Freund, der einen immer willkommen heißen wird.
Ein weiterer sehr auswirkungsvoller Grund, warum mein Austauschjahr außergewöhnlich war, war die Pandemie. In Argentinien kam der Virus ungefähr im März an und es wurde auch sofort eine landesweite Quarantäne ausgesprochen. Mit dieser Information fielen all meine noch bevorstehende Pläne ins Wasser. Von da an ging ich nicht mehr in die Schule, hatte keine Freizeitaktivitäten mehr, konnte meine Freunde nicht treffen und war somit mit meiner Gastfamilie zu Hause „eingesperrt“. Die ersten Wochen waren schwierig, ich wollte es nicht wirklich ernst nehmen und hatte immer die Hoffnung das es schnell vorbei gehen wird. Doch dann mit der zunehmenden Zeit wurde es eher immer schlimmer. Ich verbrachte viel Zeit damit nachzudenken, aber das half nicht, im Gegenteil. Ich fragte mich wie es jetzt weiter gehen soll, ob ich demnächst nach Hause muss, ob mein Austauschjahr nun komplett den Bach runter geht usw. So machte ich mir eine Routine, um wieder kleine Ziele vor Augen zu haben. Zum Glück konnte ich auch noch in meine 3. Gastfamilie wechseln, in der ich eine Gastschwester in meinem Alter hatte. Wir haben gebacken, gekocht, viel gequatscht, Sport gemacht, gebastelt und ihr Zimmer gestrichen. So habe ich es als eine Chance gesehen mein Spanisch zu verbessern, eine bessere Beziehung zu meiner Gastfamilie aufzubauen und mehr von deren Kultur kennenzulernen.
Abschließend zog ich aus dem Ganzen…Geh lieber mit deinen Freunden raus als früher schlafen zu gehen oder am Handy zu chillen. Hau lieber all deine Ersparnisse für eine neue und einzigartige Erfahrung und Spaß auf den Kopf als für dieses eine neue Teil bei Adidas oder Apple. Geh in die Schule, um mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen, anstatt zu schwänzen. Zeige denen deine Kultur und Persönlichkeit bevor sie bei den Vorurteilen der kalten und strikten Deutschen bleiben. Traue dir viel und noch mal das 100-fache zu bevor du etwas unprobiert lässt.
Wieder zu Hause angekommen habe ich nun auch schon meinen 1. Gastbruder in Belgien getroffen und danach kam er ein paar Tage mit mir nach Deutschland. Außerdem werde ich voraussichtlich in den Herbstferien mit einem anderen ehemaligen Austauschschüler aus diesem Distrikt nach Frankreich fahren um zwei weitere Austauschschüler zu treffen, die wir auf der Reise mit Rotary kennen gelernt haben.
Es gehört viel dazu sich für einen Austausch zu entscheiden, noch mehr das durchzuziehen und noch viel mehr es zu beenden. Somit wächst man auch mit der Zeit. Ich wurde reich an neuen Erfahrungen, neuen Freunden, neuer Familien, einem neuen zu Hause, neuen Momenten sowohl guten als auch blöden doch nur so wird man stark und wächst über sich heraus. Und wie kann man besser über sich herauswachsen als allein in einem fremden Land mit fremden Menschen?
Dadurch hat sich meine Persönlichkeit über die Zeit verändert. Nicht nur meiner Familie und meinen Freunden ist es aufgefallen, sondern auch mir. Ich bin mehr selbstbewusst, probiere Sachen aus, verhalte mich ruhiger in manchen Stresssituationen, habe mehr Vertrauen in das was ich tue sowie in meinen Entscheidungen für die Zukunft und bin viel weltoffener geworden. Meine ganzen Pläne für meine Zukunft wurden nun einmal umgekrempelt sodass ich raus aus meinem Zuhause möchte. Ich möchte in München zu studieren, ein Auslandssemester machen, eine Süd-Amerika-Tour nach meinem Abitur machen oder meine Familie des Herzens in Argentinien besuchen.
Bilder von Anica
Auslandsjahr 2018/19 Brasilien
Anica
Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich mit dem Info-Zettel über den Austausch aus der Schule gekommen bin. Das erste, was ich gesagt habe war: „Ich möchte das machen“! Und danach ging alles ganz schnell, Anmeldung, erstes Outboundseminar und schließlich auch die Länderwahl. Viele haben mich gefragt, warum ich denn nicht in die USA oder in ein spanisch sprachiges Land gehen will. Meine Antwort war immer, dass ich eine neue Sprache lernen will und ich schließlich in Brasilien gelandet bin. Bei mir hat es relativ lange gedauert, bis ich meine Guarantee-Form bekommen habe, was mir nicht gerade mit meiner Nervosität geholfen hat. Das hat sich dann aber doch relativ schnell gelegt. Dann war es schon Zeit Koffer zu packen…
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und wie man mich kennt habe ich das natürlich am Tag vor und am Abflug gemacht. Das war dann doch ein bisschen Hektik vor dem Abflug, aber am Ende hat ja so gut wie alles geklappt. So, am Tag des Abflugs bin ich mit meiner Familie nach Frankfurt gefahren und habe mich anschließend mit den anderen Austauschschülern in meinem Gruppenflug getroffen. Der Abschied von meinen Eltern und meinem Bruder fiel mir erstaunlich leicht und ihnen irgendwie auch. Mein Flug nach Brasilien lief ganz gut. Als wir dann gelandet sind musste ich mit einem anderem Jungen das Terminal wechseln, was sich als nicht so einfach rausstellte. Dadurch, dass wir die Sprache noch nicht konnten und der Flughafen in São Paulo dann doch nicht so gut ausgeschildert war, sind wir erstmal am Terminal vorbei. Aber auch dieses Problemchen hat sich dann mit Hilfe schnell gelöst. Am nächsten Flughafen in Porto Alegre angekommen haben wir auf unser Gepäck gewartet und haben anschließend unsere Gastfamilien getroffen.
Sie waren auf dem ersten Blick sehr nett, auch wenn ich nichts verstanden habe, was sie gesagt haben.
Dann hatte ich noch eine 4-stündige Autofahrt vor mir bis ich dann in meinem neuem zu Hause angekommen bin. Von diesem habe ich dann aber auch nicht mehr viel mitbekommen, weil ich dann erstmal ins Bett gefallen bin. In meiner ersten Woche habe ich dann die „Stadt“ , welche Nova Roma do Sul heißt, von meiner Gastmutter, welche Bete Zaballa heißt, gezeigt bekommen. Mein Gastvater heißt Rui Lottermann und hat einen Ursprung in Deutschland. Meine Stadt konnte man aber nicht als Stadt bezeichnen… 4000 Einwohner und man kann alles zu Fuß erreichen. Außerdem habe ich eine Stunde bis zur nächsten Stadt gebraucht. Also habe ich so ziemlich das Gegenteil von dem Brasilien erlebt, was man sich sonst immer vorstellt… Strand, gutes Wetter usw. Dann nach einer Woche war bereits mein erster Schultag, welcher sehr interessant war… Alle waren sehr freundlich und offen, aber ich konnte mit keinem richtig sprechen, weil ich nach einer Woche noch kein Portugiesisch konnte. Und in meiner Stadt konnte auch keiner Englisch, also habe ich erstmal da gesessen und habe mir gedacht: „lächeln und nicken, lächeln und nicken“. Was auch erstmal geklappt hat. Meine Schule war sehr klein und hatte um die 250 Schüler, 13 davon in meiner Klasse. Meine Lehrer waren auch sehr nett und haben mich gleich umarmt und sich mir vorgestellt.
Meine Familie war super, ich hatte Freunde gefunden und mein Portugiesisch hatte einen riesen Satz gemacht, sodass ich fast alles verstanden habe und auch schon relativ gut sprechen konnte.
Nun stand schon meine erste Tour an ins Pantanal, welche eine der größten Sumpflandschaften in der Welt ist. Somit musste ich von Porto Alegre nach São Paulo und Campo Grande fliegen, danach traf ich alle anderen Austauschschüler im Hotel. Wir haben am nächsten Tag noch ein bisschen Campo Grande erkundet und sind dann weiter ins Pantanal gefahren. Dort haben wir sofort erfahren, dass man in einem Sumpfgebiet sehr viele Mücken und Alligatoren antrifft. Das war sehr aufregend. Am nächsten Tag sind wir nach Bonito gefahren, welches eine Stadt im Pantanal ist.
Dort waren wir schnorcheln in einem so kristallklarem Wasser, dass man wirklich keine Schwimmbrille gebrauch hat, um alles unter Wasser zu sehen.
Als ich wieder zurück war habe ich mich viel mit Freunden getroffen und bin natürlich auch zur Schule gegangen. In der Schule habe ich übrigens alle Tests und Arbeiten mitgeschrieben, was ich auch wichtig finde. Dadurch das in meiner Stadt nicht viel zu tun war, kann ich nicht wirklich viel davon erzählen, aber es gibt ja immer noch Weihnachten. Weihnachten war super komisch, da ich es im T-Shirt, Shorts und bei 30 Grad gefeiert habe.
Die Nordost-Tour, welche 29 Tage gedauert hat, wunderschön war und echt extrem warm. Es war sehr schön eine andere Ecke von Brasilien zu sehen. Außerdem war die komplette mit Reise mit dem Bus zu absolvieren… Und auch dieser Monat ist wie im Flug vergangen… Wieder zurück in Nova Roma hatte ich immer noch Sommerferien. Sommerferien dauern ungefähr 3 Monate in Brasilien. Am Ende der Ferien habe ich dann meine Familie gewechselt. Als nächstes Stand die Amazonas-Tour an. Diese hat begonnen mit einem 4- stündigem Flug über Brasilien. Dann war ich mit den anderen 3 Tage in Manaus und dann sind wir weiter auf einem Boot den Amazonas entlang.
Auf einem Boot haben wir in Hängematten geschlafen. Außerdem bin ich mit Delfinen geschwommen, habe ein Baby-Krokodil gehalten und bin im Regenwald gewandert.
Dann ging es auch schon wieder zurück in meine Stadt und habe mich dann auch direkt wieder mit Freunden getroffen. Die letzten 2 Monate vergingen danach wie im Fluge. Mit Schule, Freunden und meinen Familien hatte ich echt viel zu tun und so war es schon fast Zeit zu gehen. Die letzten 2 Wochen bin ich im Endeffekt von einer Abschiedsfeier zur nächsten. Dann war noch mein letzter Schultag, wo mich meine Klasse und Freunde verabschiedet haben und am nächsten Tag musste ich zum Flughafen. Dann sind wir zum Flughafen und ich habe mich verabschiedet, natürlich sind auch ein paar Tränen geflossen.
Im großem ganzen kann ich nur sagen, dass es ein erfolgreiches, schönes und lehrreiches Jahr war. Ein riesiges Dankeschön an Rotary für diese Chance dieses Jahr zu machen!
Bilder von Christin
Auslandsjahr 2017/18 Thailand
Christin
Am 08. August 2017 stand ich, gerade das Abitur in der Tasche, mit meinen gepackten Koffer und leerem Rotary-Blazer am Hamburger Flughafen und wartete auf meinen Flug, der mich ans andere Ende der Welt bringen sollte: Chanthaburi, Thailand, der Ort, an dem ich für das nächste Jahr leben würde. Mit viel Aufregung, Vorfreude und Nervosität stieg ich damals in den Flieger, nicht wissend, was mich in meinem Auslandsjahr erwarten würde.
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Thailand als meinen Erstwunsch anzugeben war eine spontane Entscheidung. Ich hatte wundervolle Bilder gesehen, begeisterte Rebounds getroffen und große Lust auf ein Land, eine Kultur, eine Sprache, die alle so
ganz anders sein würden als das, was ich kannte. Aber auch ein bisschen Sorge, ob ich das alles so hinbekommen würde.
Ich wurde in Thailand am Flughafen von meiner Gastfamilie begrüßt, bei welcher ich mein ganzes Auslandsjahr verbrachte. Meine Gasteltern und drei Gastbrüder, von denen einer selbst eine Woche später auch ins Auslandsjahr starte. Diese Menschen, welche ich am Anfang kaum mit einem Hallo auf Thai begrüßen konnte, wurden nach einem Jahr der Abendbrotgespräche, gemeinsamer Feiertage, Roadtrips und Feiern meine zweite Familie. Sie haben mich mit so viel Liebe und Wärme aufgenommen und mir mit Begeisterung und Geduld ihre Sprache und ihre Kultur gezeigt. Auch meine thailändischen Mitschüler*innen, welche schon bald meine Freund*innen wurden, haben von Anfang an meine Hand genommen, wortwörtlich, und mich in dem Chaos des thailändischen Schulalltags mit Lunch Dates, Nachmittagen in der Bibliothek und jede Menge guter Laune mitgenommen.
Etwas, für was ich ebenfalls unheimlich dankbar bin, sind die Freund*innenschaften, welche zwischen mir und den anderen Austauschschüler*innen entstanden sind. Als relativ kleine Gruppe an Inbounds wurden wir schnell zu einer internationalen Familie, welche noch heute in Kontakt steht und durch unsere gemeinsamen Erlebnisse unglaublich zusammengewachsen ist. Der rotarische Sinn der internationalen Freund*innenschaft ist definitiv das, was ich in dieser Gruppe so deutlich wie noch nie erlebt habe: Die Bereitschaft trotz unterschiedlicher Kulturen,
Sprachen und Ideen gemeinsam zu wachsen, zu lachen, auch mal schwierige Situationen zu überstehen und füreinander da zu sein.
Thailand darf natürlich auch nicht unerwähnt bleiben: Das Land ist wunderschön, vielfältig und auch nach einem Jahr dort immer noch für Überraschungen gut. Ich habe im Distrikt 3340 an der Ostküste Thailands gelebt, in einer Stadt namens Chanthaburi, welche in einer Region liegt, die deutlich weniger touristisch ist als die anderen Teile des Landes. Ich war so froh, den ländlicheren Raum Thailand entdecken zu können, mit seinen beeindruckenden Tempeln, Reisfelder, Fischer*innendörfern, Wasserfällen, Obstplantagen und traditionellen Feiertage. Insbesondere das Songkran-Festival, das thailändische Neujahrsfest, bei dem 3 Tage lang zusammen gebetet, gegessen, aber vor allem auch eine riesige Wasserschlacht veranstaltet
wird, war ein absolutes Highlight meines Jahres.
Aber auch die Reisen waren ein unglaubliches Erlebnis. In meinem Distrikt gab es insgesamt drei: Eine einwöchige Wanderung im Phu Kra Düng Gebirge, sowie jeweils einen zweiwöchigen Trip in den Norden (inklusive gemeinsame Weihnachtsfeier) und in den Süden. Außerdem hatten wir ein Willkommenswochenende in Khon Khaen, konnten an der RYLA in Chonburi teilnehmen, und verbrachten zum Abschluss ein weiteres Wochenende auf einer Reisplantage. Nicht nur haben wir auf diesen Reisen unglaublich viel gesehen, sondern auch viel gemeinsam erlebt.
Was aber das Auslandsjahr wirklich zu etwas besonderem macht, ist der Alltag, den man irgendwann in seinem Gastland hat. Die Familie, mit der man abends zusammensitzt und über den Tag spricht. Die Freund*innen,
die man in der Schule oder in der Stadt trifft. Das Lieblingscafé am Fluss. Die eine Frau auf dem Markt, die die besten Roti macht. Die Fahrzeiten des Bussystems, die man auswendig kennt. Den Thai-Slang, den sie im Fernsehen benutzen. Das Curry, dass du jetzt auch selbst kochen kannst. Das Geräusch von dem Regen in der Regenzeit,
welcher nachts an dein Fenster prasselt. All das ist es, was dir im Kopf rumschwirrt, wenn du auf einmal wieder am Flughafen stehst, mit einem Blazer voller Pins, den Koffer voller Erinnerungen und du weinend deiner Familie, deinem Club, deinen Freund*innen für ein unvergessliches Jahr dankst.
Bilder von Benedikt
Auslandsjahr 2017/18 USA
Benedikt
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vor Ort nicht viel zu erleben.
Dadurch das öffentliche Verkehrsmittel einfach nicht existierten und niemand ein
Fahrrad nutzte, bzw. die meisten nicht mal eins besaßen, war es vor allem in der ersten Zeit schwer, etwas alleine zu unternehmen. Ich brauchte entweder immer einen Freund mit Auto oder meine Gasteltern zum Fahren.
Die ersten Wochen waren trotzdem gleich überwältigend. Die Schule hatte zwar noch nicht angefangen, aber meine Gastfamilie tat alles, damit ich mich in keiner Weise langweilte. Ich besuchte schon ab dem dritten Tag das Cross Country Training meiner Schule mit meinem Gastbruder und unternahm auch sonst viel mit ihm und seinen Freunden. Hierdurch lernte ich gleich zu Beginn nette Leute kennen. Auch die weiteren Wochen bis zum Schulbeginn vergingen im Fluge, das Verhältnis zu meiner Gastfamilie war super und da ich bereits recht gut Englisch sprach hatte ich keine Verständigungsschwierigkeiten.
Meine Familie nahm meinen Besuch zum Anlass für viele Unternehmungen. Wir fuhren z.B. nach Chicago zu einem Coldplay Konzert und verbrachten ein Wochenende auf Mackinaw Island, eine berühmte kleine Insel im Norden Michigans.
Schon am Anfang war ich überrascht, wie herzlich und freundlich die meisten Amerikaner sind. Anders als im doch ziemlich steifen Deutschland sind die Amerikaner immer nett oder hilfsbereit und es kommt schon mal vor, das man mit einem Fremden, den man auf der Straße trifft plötzlich ein längeres Gespräch führt.
Zwei Wochen nach meiner Ankunft besuchte ich zum ersten Mal auch meinen Rotary Club „Lakeshore“. Sie hatten mich eingeladen, um einen Vortrag über mich und Deutschland zu halten. Die Clubmitglieder empfingen mich sehr herzlich und seitdem besuchte ich mindestens 2 oder 3 mal pro Monat die Club Meetings. Hierzu holten mich dann Clubmitglieder sogar von der Schule ab.
An einem andern Wochenende lernte ich dann auch die anderen Austauschschüler in meinem Distrikt kennen. Wir waren mit 6 Inbounds aus Dänemark, Italien, Kroatien, Indien, Peru und Japan. Im Vergleich zum Distrikt 1900 in Deutschland war dies eher eine kleine Gruppe von Austauschschülern und wir lebten auch weit voneinander entfernt. „Spontane“ gemeinsame Unternehmungen waren so kaum möglich. Wir verstanden uns aber alle sehr gut und wurden zu wirklich guten gegenseitigen Ansprechpartnern während unseres Jahres, denn wir machten ja alle gerade die gleichen Erfahrungen. Mit unserem Distriktbetreuern führten wir gelegentlich kleine Projekte durch und hatten gemeinsame Treffen. Dies war z.B. ein Hilfsprojekt für ärmere Kinder an Halloween, das wir mitorganisierten und bei dem wir mit den Kindern gemeinsam spielten; wir waren zu Besuch bei den Outboud-Interviews und den Orientations, hatten ein gemeinsames Winterfest und unternahmen eine Tour nach Chicago. Auch mit meinem Club half ich bei verschiedenen Projekten, wie z.B verschiedenen Fundraisern oder Projekten des Rotary Interacts Club meiner Schule, der aber nicht sehr aktiv war.
Mit dem Start der Schule Anfang September ging mein Auslandsjahr so richtig los. Ich konnte meine Fächer fast alle frei wählen und hatte so auch ein paar, die es in Deutschland gar nicht gibt. Im Vergleich zu einem Gymnasium in Deutschland ist die amerikanische High School recht einfach und
ich hatte keinerlei Probleme mit dem Unterricht. Dennoch war es für mich sehr gewöhnungsbedürftig, dass sehr vieles auf eine Onlineplattform gestellt wurde.
Die Eltern konnten so online genau verfolgen ob das eigene Kind in der Schule anwesend war, wie gut es seine Hausaufgaben gemacht, ob es im Unterricht mitgemacht oder wie gut ein Test ausgefallen war und dies taten die Eltern auch.
Meine erste Gastfamilie legte wie bei ihren eigenen Kindern auch bei mir sehr viel Wert auf schulische Leistungen. Dies war anfangs etwas anstrengend, wurde aber mit der Zeit entspannter und war bei meiner 2. Gastfamilie gar kein Problem. Die Schule in den USA ist nicht extrem anders als die Schule in Deutschland, aber es gibt schon einige gewisse Unterschiede. Der Schulalltag begann um 7 Uhr 35 und wir hatten sechs Stunden á 55 min Unterricht, eine halbe Stunde Mittagspause und sie endete um 2 Uhr 38.
Im Anschluss hatten wir jeden Tag direkt nach der Schule Training bis um 16:00 Uhr.
Denn ein sehr großer Teil meiner Schulzeit bestand auch aus Sport. In Amerika ist es sehr typisch, dass die Schulen ihre eigenen Sport Teams haben. Ein Schuljahr wird in 3 Saisons aufgeteilt, in denen die Schüler ihre Sportart wechseln können.
Die Mitgliedschaft in diesen Sportteams half mir sehr, viele Leute kennenzulernen und Freunde zu finden.
Im Herbst der ersten Saison startete ich, wie bereits erwähnt, mit Cross Country. Hier geht es um Wettläufe, die durch Wälder oder über Wiesen führen. Anfangs war dies sehr anstrengend, da ich doch recht untrainiert nach Amerika gekommen war. Nach einiger Zeit wurde ich immer besser und es machte immer mehr Spaß.
Durch das tägliche Training hatte ich immer etwas zu tun und war mit anderen Leuten zusammen, wodurch ich fast nie Langeweile oder Heimweh hatte. Im Winter wechselte ich mit meinem Gastbruder in die Schwimmmannschaft. Das Training war noch länger und anstrengender, aber genau wie bei Cross Country verbesserte ich mich stets und hatte viel Spaß, auch auf den Wettkämpfen. In der letzten Saison trat ich schließlich dem Leichtathletik Team bei und und trainierte dort vor allem auf der Kurzstrecke. In der Leichtathletik waren wir waren ein sehr großes Team und ich war so immer mit meinen Freunden aus der Schule zusammen. Es hat mich auch überrascht, wie
wichtig den Amerikanern der Sport ist. Meine Schule besaß zwei Sporthallen, mehrere Tennisplätze, einen Baseballplatz und ein richtiges großes Footballstadium. Generell habe ich festgestellt, dass die Verbundenheit zur Schule sehr viel intensiver ist als ich es aus Deutschland kannte. Die Schule verkauft ihre eigenen bedruckten T-Shirts, Pullover oder Abzeichen ihrer Mannschaften und jeder ist stolz, das Symbol seiner Mannschaft oder der Schule zu tragen.
Besonders wichtige Events im Schuljahr sind die Football- und Basketballspiele. Sie wirken richtig professionell. Jedes Spiel wurde unter einem eigenen Motto ausgetragen und viele Schüler und Menschen aus der Nachbarschaft kommen zum Zuschauen. Die Marchingband spielt, Cheerleader tanzen, die Mannschaft läuft unter großem Jubel ein und bei einem Touchdown gibt es ein kurzes Feuerwerk. Oft bin ich mit Freunden zu diesen Spielen gegangen und wir haben unsere Mannschaften angefeuert.
Es gehört zum rotarischen Prinzip auch die Gasfamilien zu wechseln und so hieß es für mich nach 5 Monaten: Aufbrechen in eine neue Familie.
Zu meiner ersten Gastfamilie war mein Kontakt im Verlauf der Wochen und Monate so intensiv und herzlich geworden, dass der Familienwechsel eine der schwierigsten Zeiten für mich wurde und es war auch so ziemlich das einzige Mal, dass ich richtig Heimweh hatte. Anfangs war ich sehr skeptisch bei dem Gedanken die Familie zu wechseln.
Meine neue Gastfamilie schien so ziemlich das Gegenteil von all dem zu sein, was ich in meiner ersten Familie lieb gewonnen hatte. Meine neue Familie lebte deutlich einfacher und war viel weniger organisiert als die erste Familie. Heute denke ich, dass sie wahrscheinlich dennoch viel mehr‚ typical american‘ waren als meine erste Familie. Ich lebte nun mit meinen Gasteltern und meiner älteren Gastschwester und ihrem sieben jährigen Sohn zusammen. Plötzlich hatte ich einen richtig kleinen Bruder, eigentlich war ich ja sogar so etwas wie ein Gast-Onkel. Es war etwas ganz anderes plötzlich einen jüngeren Bruder zu haben, da ich dies von meiner eigenen und meiner anderen Gastfamilie gar nicht kannte, aber ich gewöhnte mich schnell daran. Anfangs war es etwas schwierig ein Teil dieser Familie zu werden. Mit der Zeit genoss ich es aber auch, dass einige Dinge sehr anders waren, ich hatte deutlich mehr Freiheit und konnte mich öfter und einfacher auch mal mit meine
Freunden treffen.
Ein anderer besonderer Teil in meinem Jahr waren natürlich auch verschiedene Reisen. Vor allem durch meine erste Gastfamilie hatte ich das Glück, dass ich sehr viel von den USA zu sehen bekommen habe. Natürlich war ich viel in Michigan unterwegs und auch im nur 2 Autostunden entferntem Chicago.
Generell ist es in den USA sehr viel üblicher auch längere Touren mit dem Auto zu machen, da die Entfernungen oft groß sind und öffentliche Verkehrsmittel, bis auf in großen Städten, kaum existieren. Ich habe aber auch drei größere Reisen unternehmen dürfen.
Die Marchingband meiner High School, in der mein Gastbruder spielte, war eingeladen worden auf Hawaii bei den Gedenkfeiern zum Angriff auf Pearl Harbor zu spielen. Aus diesem Grund entschied sich meine Gastfamilie mit nach Hawaii zu reisen und lud mich ein mitzukommen. Zu diesem Angebot konnte ich natürlich nicht nein sagen, zumal
ich ‚nur‘ den Flug selbst zahlen sollte. Im November ging es also für zehn Tage aus dem kalten Michigan auf die warmen und sonnigen Hawaii Inseln. Wir verbrachten einige Tage auf Honolulu, nahmen an den Gedenkfeiern teil und erkundigten die Insel. Anschließend ging es noch für einige weitere Tage auf die größte Insel wo wir Freunde meiner Gastfamilie besuchten.
Die Hawaii Inseln waren ein unvergessliches Erlebnis, welches ich mir vor dem Start meines Auslandsjahres nie erträumt hätte.
Nachdem im Juni dann die Schule endete, ging es direkt für mich auf die Rotary Reise an die Westküste der USA (West-Coast-Tour). Mit zwei Bussen und 75 Austauschschülern aus 25 Ländern, erkundeten wir verschiedene Städte, Nationalparks und andere Sehenswürdigkeiten an der Pazifikküste der USA. Ein paar unserer Highlights waren: Hollywood, San Francisco, der Yellowstone National Park, Monument Valley und der Grand Canyon. Für mich war die Tour der Höhepunkt des Jahres und ich habe viele neue Freunde aus der ganzen Welt gefunden.
Kurz vor meinem Rückflug unternahm
ich dann nochmal mit meiner ersten Familie einen kurzen Road Trip. Wir fuhren von Michigan zunächst nach Washington DC. Dort verbrachten wir einen Tag, um uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anzuschauen und auf einer Tour das Capitol kennenzulernen. Im Anschluss ging es weiter für zwei Tage nach New York City. Wir besuchten unter anderem die Aussichtsplattform des neuen One World Trade Center, nahmen eine Fähre entlang der Freiheits-Statue, sahen ein Baseballspiel und natürlich auch den Times Square.
Nach ziemlich genau 11 Monaten endete mein Jahr dann und auch wenn es sicher nach einer langen Zeit klingt, konnte ich es kaum fassen, dass mein Jahr schon vorüber war. Ich habe unvergessliche Erfahrungen gemacht, sowie 2 neue Familien und viele neue Freunde gefunden. Das Auslandsjahr hat mich verändert, hat mich selbstbewusster und offener gemacht. In meiner alten Schule werde ich nun dort weitermachen, wo ich aufgehört habe und werde mit den Schülern, die ehemals in der Stufe unter mir waren, in der EF starten. Dies ist sicher ein kleiner Nachteil, er war es aber auf jedem Fall wert und wird sicher kein Problem werden, da ich während meines Auslandsjahres gelernt habe, offen auf Neues zuzugehen und mich auf neue Situationen einzustellen. Langfristig habe ich natürlich nicht nur Sprachkenntnisse gewonnen, sondern auch Freunde in den USA und auf der ganzen Welt gefunden sowie zwei Familien, bei denen ich immer willkommen bin.
Ein Auslandsjahr mit Rotary kann ich jedem nur empfehlen, da es ein einmaliges und bereicherndes Erlebnis ist.